Ruedl G., Helle K., Tecklenburg K., Schranz A., Fink C., Posch M., Burtscher M.
Hintergrund: Im alpinen Freizeitskilauf betrifft rund ein Drittel aller Verletzungen das Kniegelenk und die haufigste Diagnose bei erwachsenen Skifahrern beider Geschlechter ist eine Verletzung des vorderen Kreuzbandes (VKB) mit 15–21 % aller Verletzungen. Generelle praventive Empfehlungen zur Reduzierung des Risikos einer Skiverletzung beinhalten das Vermeiden von Ermudung. Allerdings ist unklar, in welchem Ausmas die Ermudung bei mannlichen und weiblichen Skifahrern mit einer VKB-Verletzung eine Rolle spielt. Methoden: In der vorliegende Studie wurden prospektiv VKB-verletzte Skifahrer wahrend 5 Wintersaisonen von 2009/10–2013/14 in zwei osterreichischen Skikliniken befragt. Gesamt wurden 588 Personen (67,9 % weiblich) mit einem durchschnittlichen Alter von 42,1 ± 10,9 Jahren hinsichtlich demografischer Daten, Skikonnen, Risikoverhalten, aktueller Fitness, zum Tag und Uhrzeit des Unfalles sowie zur Skidauer und zur subjektiven Ermudung in den Beinen zum Unfallzeitpunkt befragt. Ergebnisse: VKB-verletzte Manner schatzten ihr Skikonnen und ihren Fitnesszustand signifikant hoher ein als VKB-verletzte Frauen und der Anteil an einem eher riskanten Verhalten war bei Mannern signifikant hoher als bei Frauen. Ungefahr ein Drittel der Manner und Frauen verletzten sich am ersten Tag des Skiurlaubes und rund 57 % wahrend der ersten beiden Tage. Allerdings zogen sich Frauen signifikant haufiger eine VKB-Verletzung wahrend der ersten Stunde auf der Skipiste (28 vs. 17 %) sowie wahrend der ersten beiden Stunden Skifahren (52 vs. 44 %) zu als Manner. Geschlechtsunabhangig verspurten zum Zeitpunkt des Unfalls rund 81 % der Manner und Frauen keine oder nur eine sehr geringe Ermudung in den Beinen. Schlussfolgerung: Basierend auf den Ergebnissen dieser Studie zeigt sich, dass die Ermudung weder bei mannlichen noch weiblichen Skifahrern ein wesentlicher Risikofaktor fur eine VKB-Verletzung darzustellen scheint.